Eine Reise, die verbindet – Schüleraustausch der 9. Klassen in La Spezia (Italien)

Auch in diesem Jahr nahmen 15 Schülerinnen und Schüler des Lateinkurses der Jahrgangsstufe 9 an einem Austausch nach Italien teil. Einer projektbasierten Begegnung, die zumindest auf deutscher Seite als ErasmusPlus Projekt finanziell durch die EU-Kommission gefördert wird. Da die Partnerschule aus dem Vorjahr nicht mehr zur Verfügung stand, machte sich unsere Lateinlehrerin, Katharina Braun, auf unsere Bitten hin auf die Suche nach einer neuen Partnerschaft und wurde über den Kontakt eines ehemaligen Lehrers, Alfons Scholten, in La Spezia (Region Ligurien) am Liceo Classico Lorenzo Costa fündig.

Vor der Reise traf sich die Gruppe regelmäßig mit Frau Braun, um erste Berührungspunkte mit der italienischen Sprache und Kultur zu schaffen und so ein besseres Verständnis für das Gastland zu entwickeln. Herr Dr. Tim Meyer begleitet den Austausch.

Um 05:30 Uhr an einem Sonntag morgen erwarteten sie uns am Kölner HBF! Per ICE ging es nach Frankfurt und weiter mit dem Flugzeug nach Pisa. Nach einer kurzen Zugfahrt erreichten wir gegen 13:20 Uhr endlich La Spezia und die Aufregung stieg spürbar. Doch der sehr herzliche Empfang ließ sie schnell verfliegen. Mitgebrachte Gastgeschenke wie Senf, Kaffee oder Pralinen wurden überreicht, bevor der Nachmittag zur freien Verfügung stand – erste Erkundungen am Strand oder in der Stadt inklusive.

Am Montag begann die Schule bereits morgens um 8 Uhr, was für viele ein frühes Aufstehen bedeutete, um den Bus zur Schule (trotzdem sprintend) zu erreichen. Nach der Begrüßung durch die Vizeschulleitung erfolgten verschiedene Präsentationen über La Spezia und die Cinque Terre. Daraufhin erkundeten wir die Stadt und das Castello di San Giorgio. Danach erlebten wir eine turbulente Busfahrt auf dem Weg nach Lerici, da der Busfahrer das Gaspedal dem Bremspedal in fast allen Situationen und Kurven präferierte. Angekommen in Lerici nutzten wir das gute Wetter am Strand. Ein besonderes Erlebnis fand aber auf der Anhöhe vor dem Schloss in Lerici statt: deutsche und italienische Schülerinnen und Schüler tanzten bei Abendsonne und Meerblick erst als Paare und dann gemeinsam in der Gruppe. Ein lebendiger Ausdruck dessen, was Erasmus+ ausmacht: echte Begegnungen über Sprachgrenzen hinweg. Dieser magische Moment, der unvergessene Bilder und Videos schaffte, wird uns immer in Erinnerung bleiben.

Der Dienstag bot mit regnerischem, windigem Wetter keine idealen Bedingungen für eine Wanderung entlang der Cinque Terre. Herr Meyer, der diese Wanderung jedoch bereits gemacht hatte, hielt diese jedoch nicht davon ab, die Gruppe in Bewegung zu bringen. Mit dem Verbandskasten und Tape im Rucksack, um auch den letzten Simulanten die Ausrede zu nehmen, fuhren wir mit dem Zug in die Cinque Terre und erkundeten alle fünf Dörfer. Besonders die atemberaubende Aussicht von den Wanderwegen auf die einzelnen Dörfer wird uns im Gedächtnis bleiben. Der Besuch der Altstadt und des Strandes von Monterosso bildete den Höhepunkt des Ausfluges.

Am Morgen des nächsten Tages kamen wir zunächst in den Genuss, den italienischen Unterricht selbst miterleben zu dürfen. Hierbei fiel auf, dass die Klassen nur etwa 25 Schülerinnen und Schüler umfassten. Außerdem zählt dort die mündliche Mitarbeit nicht, weshalb die Aufmerksamkeit der Schüler eher mäßig war. Benotet wird nach Punkten von 1-10, wobei schriftliche und mündliche Prüfungen einfließen. Auffällig dabei: Die mündliche Prüfung wird vor der gesamten Klasse abgenommen, während die Nicht-Geprüften eigenständig ihre Beschäftigungen auswählen durften (z.B. mit Reden oder Spielen, aber nicht auf den Handys, denn die wurden in einer Box gesammelt). Am Ende der Stunde wurden außerdem die jeweiligen Noten laut vor allen verlesen – geltende Datenschutzrichtlinien (DSGVO) gaben einigen der deutschen Schüler einen Grund diese Praxis zu kritisieren.
Im Anschluss besuchten wir einen vorbereiteten Lateinworkshop und absolvierten ein Speeddating mit den italienischen Schülerinnen und Schülern. Hierbei entstanden Bekanntschaften, die sich über die Gesamtdauer des Austausches noch intensivierten. Am Nachmittag besichtigte die Deutsch-Italienische Gruppe dann die Villa Romana, eine Residenz aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, die über Olivenölproduktionsanlagen verfügte. Danach erkundeten sie die Chiesa di San Pietro, die auf einem schroffen Felsen direkt in die Brandung gebaut in Portovenere liegt und ehemals Teil einer Seefestung war. Ein Großteil der Gruppe ließ den Nachmittag dann gemeinsam mit den anderen Schülerinnen und Schülern am Strand und im klaren Wasser vor Portovenere ausklingen, bevor ein gemeinsames Essen in La Spezia den schönen Tag abrundete.

Am Donnerstagmorgen trennten sich die Gruppen. Während die Italiener zur Schule gingen, fuhren wir nach Lucca und erkundeten die mittelalterliche Stadt in Eigenregie mit vorbereiteten, teils sehr unterhaltsam vorgetragenen Referaten. Einer schlüpfte sogar in die Rolle des Reiseleiters. Die Stadt bekamen wir zu Fuß, von dem Guinigiturm von oben und von der noch vollständig erhaltenen Stadtmauer aus allen Perspektiven zu sehen. Beim gemeinsamen Mittagessen wurden wir vom Regen überrascht – allerdings nur einige von uns, was für viel Gelächter sorgte. Zum Abschluss schwangen sich einige (auch Frau Braun und Herr Meyer) trotz des regnerischen Wetters auf die Rikschas zu einer Fahrradtour entlang der Stadtmauer bei der einige lustige Anekdoten entstanden. Trotz Verspätungen erreichten wir am Abend wieder La Spezia, wo uns unsere Austauschpartner herzlich empfingen und zum Abendprogramm abholten.

Am Freitag arbeiteten wir gemeinsam an dem englischsprachigen Projekt in der Schule, das wir anschließend allen vorstellten und nach dem Abschluss in der Schule stand uns der zur freien Verfügung. Viele fuhren erneut zum Strand nach Lerici, wo die deutsch-italienischen Freundschaften weiter vertieft werden konnten und erlebten am Abend das nächtliche, aber nicht schlafende La Spezia.

Den letzten gemeinsamen Tag nutzen die meisten von uns mit den Austauschpartnern und einigen Eltern, um gemeinsam mit anderen das mit dem Zug zwei Stunden entfernte Florenz zu erkunden. Bei strahlendem Sonnenschein entstanden beeindruckende Bilder und noch schönere gemeinsame Momente.

Am Sonntagmorgen traf sich die Gruppe um 7 Uhr am Kreuzfahrt Hafenterminal zur Abfahrt nach Pisa. Der Abschied fiel sichtlich schwer – zahlreiche Umarmungen und einige Tränen zeugten von den in nur einer Woche gewachsenen Freundschaften. Noch bevor der Bus unsere winkenden Gruppen trennte, wurde ein Wunsch laut: Wir wollen nicht bis September warten, sondern uns bereits in den Sommerferien wiedersehen. Am Flughafen zeigte sich dann auch, dass nicht nur der Abschied schwer war, sondern auch die Koffer. Voller Käseleiber, Zitronen, Pesto, Pasta und vielen schönen Erinnerungen erreichten wir gegen Nachmittag Düsseldorf. Dort hieß es dann auch untereinander Abschied nehmen – bis zum morgen zur nächsten Lateinstunde.

Aus der gemeinsamen Woche nahmen die Schülerinnen und Schüler und auch Frau Braun und Herr Meyer natürlich mehr mit als nur ein Schlafdefizit und die Freude auf den Gegenbesuch. Vielmehr wuchs das Bewusstsein für die Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen unseren Kulturen und Werten. Die Freundschaften, die auch über Landes- und Sprachgrenzen geschlossen wurden, sind ein Beweis für den europäischen Geist und die Relevanz solcher Austausche, um sich immer wieder vor Augen zu führen, wie wichtig doch dieser gemeinsame Nenner ist, den wir haben: Europa.

Vielen Dank für diese Möglichkeit.

 

Max-Ludwig Hilp (9a)

 

  • 25.05.2025
  • TFG Öffentlichkeitsarbeit
  • Red